Sucht

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Mit dem Beginn des Studiums geht auch oftmals eine neu gewonnene Unabhängigkeit einher. Viele Studierende ziehen von Zuhause aus und lernen auf ihren eigenen Beinen zu stehen. Man ist nur noch sich selber Rechenschaft schuldig und das Gesundheitsverhalten kann sich oft schlagartig ändern. Ein großer Risikofaktor spielt hier der Konsum von Sucht- und Rauschmitteln, wie Alkohol und Nikotin, aber auch Medikamentenmissbrauch und leistungssteigernde Substanzen stellen für viele Studierende ein gesundheitliches Problem dar.
Die Kombination von neu gewonnener Unabhängigkeit und noch nicht voll entwickelten Gesundheitskompetenzen und 
-gewohnheiten scheint bei vielen Studierenden Suchtverhalten zu begünstigen. Dazu kommt, dass Alkohol in der "wilden Studienzeit" einfach dazu gehört und der Konsum nicht sozial geächtet ist. Dazu kommen die vielen Trinkgelegenheiten, die sich während des Studiums oftmals nicht nur auf das Wochenende beschränken. 
Auch der Stress, den das Studium (und vielleicht der/die Nebenjob/s) mit sich bringt, wirkt als Katalysator für den Konsum von Zigaretten und Alkohol. In diesem Zusammenhang und insbesondere in Kombination mit hohen Selbstansprüchen scheinen auch "Neuroenhancer" oder "Gehirndoping" immer häufiger Anwendung zu finden. Der Druck, gute Leistungen abzuliefern ist im Studium in gewissen Phasen besonders groß und immer mehr Studierende scheinen hier nachhelfen zu wollen. Unter "Neuroenhancing" fällt alles von den Vitamintabletten und Koffein bis hin zum Missbrauch von verschreibungspflichtigen Medikamenten oder dem Konsum von sogar illegalen Substanzen. Oftmals vergessen wird bei deren Konsum allerdings, dass sie nicht nur Suchtpotential, sondern auch Nebenwirkungen haben und die Psyche nachhaltig beeinflussen können. 

Wie sehr sind Studierende von dem Thema betroffen?

Bisher gibt es noch wenig Studien zu dem Thema Sucht bei Studierenden. Untenstehend findet ihr Zahlen aus den Erhebungen von TUM4Health an der Technischen Universität München:
  • Leistungssteigernde Mittel

    2021 wurden 2.284 TUM Studierende zu ihrer Einnahme leistungssteigernder Mittel befragt. Dabei gaben 6,4% die Einnahme geistiger leistungssteigernder Mittel und 5,4% die Einnahme körperlich leistungssteigernder Mittel an.


    Männer gaben signifikant häufiger eine Einnahme leistungssteigernder Mittel an als Frauen.


    Es bestätigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen der Einnahmen leistungssteigernder Mittel und dem subjektiven Stressempfinden.


    Weitere Informationen finden Sie hier.

  • Alkohol

    1.401 Studierende gaben in der Umfrage 2021 nähere Informationen zu ihrem Alkoholkonsum. Insgesamt war der Konsum von lediglich 47% der Befragten "normal". Das Konsumverhalten von 20% der Studierenden legt den Verdacht auf eine alkoholbezogene Störung nahe  und 33% zeigten bereits kritische Werte, die das Risiko für Abhängigkeiten erhöhen.

    Männer erreichten deutlich häufiger besorgniserrende Werte, wobei 44% kritische Werte (vs. 23,8% bei den Frauen) aufwiesen und weniger als 40% ein normales Konsumverhalten angaben (54,2% bei den Frauen).

  • Rauchen

    3,6% der Studierenden der TUM gaben an, regelmäßig zu rauchen. Weitere 9,4% rauchen gelegentlich. Männer und Frauen unterscheiden sich dabei nicht voneinander.

    Damit ist das Rauchen an der TUM im Vergleich zur allgemeinen Erwachsenenbevölkerung (laut RKI 21% der Frauen und 27% der Männer) und zu Studierenden anderer Universitäten (etwa 20% regelmäßige oder gelegentliche Raucher) deutlich weniger verbreitet. Ob das am Rauchverbot an allen TUM Standorten liegt, wäre spekulativ. Rauchen gilt als der wichtigste vermeidbare Risikofaktor für chronische, nicht-übertragbare

    Krankheiten und sollte damit auf jeden Fall gemieden werden. 

  • Mediensucht

    Zur Bewertung der Prävalenz einer problematischen Internetnutzung wurden im April 2020 insgesamt 433 Studierende mittels des Fragebogens Compulsive Internet Use Scale (CIUS) befragt.


    Dabei zeigten 64,9% der Befragten Anzeichen einer problematischen Internetnutzung. 93% der Befragten gaben an, dass sie das Internet seit dem Coronaausbruch im März 2020 häufiger nutzen. Zur besseren Beurteilung ist eine erneute Befragung mit einem größeren zeitlichen Abstand zum Coronaausbruch notwendig, um die weitere Entwicklung besser nachverfolgen zu können.

    Dennoch zeigen die Ergebnisse, dass die Internetnutzung, aber auch die insgesamte Bildschirmzeit zu einem ernstzunehmenden Problem geworden ist. 


Ergebnisse aus dem TUM4Health Survey


Wo finde ich Hilfe?

Hilfe für Betroffene und Angehörige: Es gibt in Bayern verschiedene Einrichtungen und Organisationen die sowohl Betroffenen als auch Angehörigen Hilfe bieten. Wir haben euch einige Hilfenetzwerke und Ansprechpartner*Innen herausgesucht. Finde das für dich passende Angebot - es gibt Informationsplattformen, anonyme und niederschwellige (digitale) Angebote sowie Kontakte für den Notfall.

Die Krankenkassen können eine weitere Anlaufstelle für mehr Informationen und Hilfe sein. Unser Gesundheitspartner, die Techniker Krankenkasse, zeigt z.B. Ursachen, Folgen und Hilfeangeboten auf und bietet zusätzlich ein kostenloses online coaching an.

Dabei werden neben Rauchen, Alkohol, Canabis, Pilze und Co auch Süchte wie Mediensucht, Arbeitssucht und viele weitere thematisiert. Es gibt Hilfe bei der Suche nach Selbsthilfegruppen und Therapieplätzen aber auch spezielle Angebote für Angehörige und Freund_Innen von Betroffenen.



Kontakt für Krisen/Notfallnummer: 0800 655 3000

Das Netzwerk Krisendienste Bayern ist ein bayernweites, psychosoziales Beratungs- und Hilfeangebot für Menschen in psychischen Krisen.

Wir informieren auch bei Instagram über dieses Thema - ebenso in unserer Rubrik "Weltgesundheitstage". Mit Texten von Studierenden für Studierende.

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